Man muss schon etwas Besonderes sein, wenn man den Spitznamen „Special“ trägt. Bei Klaus Michler alias „KM Special“ ist dies der Fall – der Lochauer ist nicht nur ein bekannter Pharmazeut (und ehemaliger Präsident der Apothekerkammer), sondern auch ein begnadeter Gitarrist, der zudem mit dem „Ferry Jam“ eines der originellsten Musikfestivals im Bodenseeraum gründete und leitet.
Klaus Michler entspricht nicht dem Typ, den man sich landläufig unter einem Apotheker vorstellt: Mit seinen langen schwarzen Haaren könnte er auch als Winnetou-Darsteller durchgehen. Vielleicht ist seine Frisur eine letzte Reminiszenz an seinen ursprünglichen Berufswunsch, Profimusiker zu werden. Das Zeug dazu hatte er allemal – Michler war schon als Jugendlicher einer der besten Gitarristen des Landes und spielte im berühmt-berüchtigten Paranoia Orchester. „Bald aber ist der Vorarlberger in mir durchgedrungen, und die Sehnsucht nach Sicherheit, auch im wirtschaftlichen Sinne, gewann die Oberhand“, gesteht der 53- Jährige ohne Reue.
Der berufliche Weg war vorgezeichnet: Seine Eltern betrieben die Martin Apotheke – damals die einzige im Leiblachtal – und Klaus übernahm nach dem Pharmazie-Studium in Wien den elterlichen Betrieb. Offenbar mit Erfolg, denn mit nur 38 Jahren wurde er zum Präsidenten der Apothekerkammer gewählt und übte dieses Amt fünf Jahre aus. „Irgendwann wurde der Aufwand zu groß, vor allem weil meine Familie stetig wuchs“, freut sich der dreifache Vater, der sich – auch hier ganz Vorarlberger – als Familienmensch bezeichnet. Aber so ganz konnte und wollte er auch von der Musik nicht lassen …
Da er den Kontakt mit zahlreichen befreundeten Musikern nie aufgegeben hatte, kam ihm die Idee, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Zum einen wollte er die „Alte Fähre“ in Lochau, damals noch eine Lagerhalle, wieder beleben. Zum anderen hatte er einfach Lust auf spontane Sessions. Dabei herausgekommen ist der „Ferry Jam“, mittlerweile eines der auffälligsten Rockevents der Region und ein Treffen des „Who‘s who“ der Vorarlberger Musikszene. Nicht nur dass die „Alte Fähre“ als Veranstaltungsort dank ihm neu entdeckt wurde und mittlerweile einer der beliebtesten Treffs des Leiblachtals ist, auch musikalisch wurden Maßstäbe gesetzt, und so manche vergessen geglaubte Rockgröße fand den Weg zurück auf die Bühne. „Gemeinsam mit Martin Hämmerle, dem Schlagzeuger der legendären Gamblers, habe ich alte Kumpel zu spontanen Jams überreden können, und wir hatten einen Riesenspaß“, schwärmt der Virtuose, der auch beim kommenden Ferry-Jam, einer „Special Band Night“ am 23. Juni, mit seiner neuen Formation „FuseOn“ auf der Bühne stehen wird. Und was hat es nun eigentlich mit dem „Special“ auf sich? „In Wien hatten wir eine Combo, die nannte sich ,Special Center Claus‘, und ein Gast, der offensichtlich weder meinen Vornamen kannte noch ein Gespür für Ironie hatte, kam auf mich zu und meinte: Heast, bist leicht du der ,Special‘? Den Namen wurde ich dann nie wieder los…“ Sehr speziell, in der Tat.
Raimund Jäger, Kronenzeitung s’Magazin